Der Reiz des Verbotenen

Sicher hast du sie auch schon mal in deiner Nachbarschaft entdeckt. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, kommt man einfach nicht umhin sie zu bemerken. Meist wirken sie ganz unscheinbar, beinahe getarnt und doch finden sich oft wahre Schätze in ihnen.

Ich rede von einer großen Leidenschaft, einer Anziehung, die wohl schon jeder einmal gespürt hat… der Freude am Entdecken. Das Erkunden alter Gebäude, abgelegener Gegenden und mysteriöser Orte. Urbex.

„Take nothing than Pictures – Leave nothing but Footprints“

Zuallererst das Wichtigste – die Regeln! Urbex ist (meistens) nicht erlaubt. Die sicherste Methode ist, sich mit dem Besitzer in Verbindung zu setzen, zu fragen und dann ggf. mit diesem das jeweilige Gebäude zu betreten. Gehst du einen anderen Weg, solltest du dich unbedingt an folgende grundlegende Regeln halten:

Geh niemals alleine!
Optimal wären 3 Personen. Einer wartet sicher draußen und holt zur Not Hilfe ohne das Gebäude zu betreten, zwei erkunden und sichern.

Sei vorbereitet!
In den seltensten Fällen wirst du wissen, was dich drinnen erwartet. Nicht nur die Ausrüstung ist wichtig, sondern auch die innere Haltung. Im besten Fall begegnest du anderen Urbexern, im schlechtesten Fall illegalen „Mietern“. Auch wenn ich noch nie ernsthafte Schwierigkeiten hatte, so gab es doch viele brenzlige Momente. Ich war immer dankbar, nicht nur das richtige Werkzeug, sondern auch genug mentale Stärke mit mir zu führen. Ok, zugegeben…. 1x bin ich im Laufschritt geflüchtet… aber wirklich nur ein einziges Mal! XD

Du betrittst fremdes Eigentum!
Sei dir dessen IMMER bewusst! Gehe respektvoll mit deiner Umgebung um. Egal, ob es sich um eine alte Küche oder einen Obduktionsraum handelt. Der Ort hat Ruhe verdient und du hast hier nicht herum zu kramen, Dinge zu zerstören oder gar zu stehlen! Du bist hier nur Beobachter und Bildchenknipser, ENDE.

Locations werden nicht weiter gegeben!
Diese, für Neueinsteiger auf den ersten Blick blöde Regel, macht bei genauerer Betrachtung durchaus Sinn! Nicht nur, dass Sprayer und Randalierer uns das Leben schwer und den Ruf schlecht machen, der Zauber des Urbex ist das Entdecken. Es ist eine Abkürzung, die einem viel Stolz und Gefühl raubt, wenn man einfach zu einer Adresse hin fährt, als wenn man selbst recherchiert und gesucht hat.

Pass auf dich auf!
Du bist im Begriff in ein altes Gebäude zu gehen, du weißt nicht wie gut dieses noch beisammen ist oder ob es über deinem Kopf gleich einstürzt. Mit der Zeit entwickelt man einen Blick für das Wesentliche, zB. wie sieht das Dach aus? Ist das Mauerwerk feucht? Man lernt wie man sich auf einer verrosteten Treppe bewegen kann und wie man Räume durchquert, deren Boden durchgesackt ist. Dieses Wissen kommt nur durch Erfahrung und gesunden Menschenverstand. Es ist daher immer gut einen „alten Hasen“ dabei zu haben und nicht blindlings ins Abenteuer zu laufen.

„Mein erster und einziger Urbex-Unfall passierte gleich beim zweiten Einstieg, Übermut wurde mir zum Verhängnis“

Mein erster Urbex war gar nicht so besonders, daher möchte ich hier von meinem zweiten Ausflug in die verfallene, verlassene Welt berichten. Das (mittlerweile) recht bekannte Sanatorium im Wienerwald, damals noch eine Perle des Urbex, war unser Ziel. Ich weiß noch wie fasziniert ich in den Räumen, den endlosen Gängen gestanden bin… wie ich das wunderschöne Schwimmbad (damals noch fast intakt) bewundert habe und wie viel Angst ich in der dunklen, nassen Küche hatte. Der Einstieg, damals noch wirklich riskant durch ein Kellerfenster…. ein grandioses Abenteuer!

Heute sind die oberen Etagen kaum mehr zu betreten, zu sehr haben Jugendliche dort randaliert und das wunderschöne Gebäude demoliert. Damals war es jedoch noch kein Problem bis ganz nach oben zu kommen.

Ich hatte einen Raum entdeckt, voll mit Federn und einem Schlüssel. Das Licht hat wundervolle Muster auf den Boden gemalt und die ganze Szenerie hat eine unglaubliche Ruhe und dadurch Schönheit ausgestrahlt. Natürlich wollte ich da nochmal hin, also flitzte ich – ohne groß auf meine Begleitung zu warten – die Steinstufen wieder hoch, bog eng um die Ecke des Geländers und…. trat ins Leere !!
Unter mir zwei Stockwerke Treppenhaus und ich hing halb am Geländer während meine Begleitung mich zum Glück am Ellenbogen gefangen und somit vor einem schlimmen Sturz bewahrt hatte. Diese Lehre werde ich niemals vergessen.

Das Sanatorium wird immer ein besonderer Ort für mich bleiben, auch wenn ich es nicht mehr ertrage hin zu fahren und zu sehen, was Menschen daraus gemacht haben. Darum hier einige Impressionen dieses vergessenen Ortes, so wie er in meiner Erinnerung aussieht.